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Hydrotherapie - die Anwendung von Wasser

Aktualisiert: 31. März 2022


Zur Geschichte

Bereits seit Urzeiten ist die Heilanwendung von Wasser bekannt. In allen alten Kulturvölkern spielte Wasser zur Heilung, Reinigung und Krankheitsvorbeugung eine grosse Rolle.


In Europa waren es die Griechen und Römer, welche eine hoch entwickelte Badekultur pflegten. Auch in nördlichen Ländern wurden bereits früh Wasseranwendungen und Schwitzkuren gepflegt.


Durch Sebastian Kneipp gewann die Hydrotherapie wieder an Popularität. Er baute durch eigene Erfahrungen, Beobachtungen und das behandeln von Mitmenschen ein umfassendes Gesundheitskonzept. Die Kneipp- Methode baut auf 5 Wirkprinzipien auf, welche gemeinsam ein ganzheitliches Prinzip zur Gesundheitsförderung darstellt.

Die 5 Wirkprinzipien: Wasser Heilpflanzen Ernährung Bewegung Lebensordnung



Einzigartig war dabei der spezifische Einsatz verschiedener Wasseranwendungen, welche individuell und je nach Beschwerden durchgeführt wurden. So wurden Kalt-, Warm-, und auch Mischanwendungen eingesetzt.


Noch heute dient uns das Wissen über diese Anwendungen und gibt uns die Möglichkeit, unsere eigene Gesundheit und deren Erhalt zu unterstützen.


Wasser, zentrales Element in der Hydrotherapie


Wasser verfügt über physikalische und chemische Eigenschaften, welche man sich auch therapeutisch zu Nutze machen kann.

Dank dieser Eigenschaften lassen sich verschiedene Reize in unserem Körper erzielen:

  • Thermische Reize

  • Mechanische Reize

  • Elektrische Reize

  • Chemische Reize

Diese Reizerzeugung ist der Kern der Wassertherapie. Denn unser Körper ist darauf ausgerichtet, auf innere sowie äussere Reize immer zu reagieren - häufig sogar unbewusst. Und dieser Mechanismus macht man sich unter anderem auch in der Hydrotherapie zu nutze. Denn unser Körper ist darauf getrimmt, unsere Grundfunktionen im Gleichgeweicht zu halten - die sogenannte Homöostase. Wir als Warmblüter benötigen immer etwa die gleiche Körpertemperatur, damit die Systeme in uns ihre Aufgaben ungestört wahrnehmen können. Gelangt nun eine Kälte- oder Hitzeeinwirkung auf unsere Haut, wird dieser Reiz sofort verarbeitet und beantwortet - mit zittern oder schwitzen.

Der äussere Reiz des Wassers wird über lokale, segmentale, konsensuelle und vegetative Ebenen registriert und löst als Antwort Reaktionen in folgenden Systemen aus:

  • vegetativ (Spannung / Entspannung von Muskulatur)

  • segmental (Äussere Reize, welche innere Organe über die Dermatome beeinflussen)

  • konsensuell (Reaktion von Körperteilen, welche nicht direkt behandelt werden)

  • hormonell (Temperaturreize wirken auf die Steuerzentren im Gehirn)

  • immunologisch (Abhärtungsanwendungen trainieren und Stärken unsere Abwehr)

  • psychisch (Wirkung über das limbische System im Gehirn)


Wärmehaushalt und Kreislauf werden positiv beeinflusst, die Ausscheidung angeregt

Reize und deren Wirkungen

Die Wirkungen sind also sehr vielseitig und betreffen den gesamten Organismus. Daher ist es auch wichtig, das die Anwendung immer individuell ausgeführt wird und bei Erkrankungen deren Faktoren miteinbezogen werden. Denn nicht für jeden ist das gleiche gesund.

Bei der therapeutischen Anwendung von Wasser entsteht im Körper immer eine Hyperämie, also eine Mehrdurchblutung. Unter Einfluss von Wärme ist dies eine passive -, bei Kaltwasser eine aktive Hyperämie.


Das Ziel jeder Behandlung ist die Reaktion = eine reaktive Hyperämie

Werfen wir doch einen Blick auf die unterschiedlichen Wirkungen der thermischen Reize:



Wirkungen von Kaltreizen:

  • Erhöhung des Blutdrucks

  • Senkung der Pulsfrequenz (Anzahl Schläge pro Minute)

  • Aktivierung des Gefässtonus von Arterien und Venen

  • Bindegewebsstraffend

  • Lokal entzündungshemmend

  • Lokal schmerzstillend (Trauma, Entzündung)

  • Entzündungsdämpfend

  • Anregung der Darmspannung

  • Ödem mindernd

  • Blutstillend

  • Vegetativ umstimmend (z.B. bei Stress)

  • Vertiefte Einatmung




Kältereize werden lokal länger ausgehalten als Wärme- oder Hitzereize

Wirkungen von Wärme- und Hitzereize:

  • Erhöhung der Herzleistung

  • Verstärkung der Hautdurchblutung

  • Allgemein Durchblutungsfördernd

  • Steigerung verschiedener Stoffwechsel

  • Entspannung der Muskulatur

  • Schlaffördernd

  • Lockerung des Bindegewebes

  • Schmerzlindernd

  • Arterienerweiternd

  • Förderung akuter Entzündungen

  • Verminderung der Vermehrung von Mikroben











Reizstärke

Neben der Wirkung eines Reizes ist auch dessen Stärke ein wichtiger Faktor in der Therapie. Die Intensität hängt von der individuellen und konstitutionellen Lage ab, auch psychische Faktoren sind miteinzubeziehen.


Jeder Mensch ist individuell und benötigt individuelle Reize.

Bei der Dosierung eines Reizes ist eine gute Beobachtungsgabe und Einfühlungsvermögen unerlässlich. Man sollte auf keinen Fall zu starke Reize bei kaum vorhandener Reccoursen einsetzen, auch ein zu schwacher Reiz ist nicht das Mittel zum Zweck. So könnte die gewünsche Reaktion einfach ausbleiben.

Wie bei allen therapeutischen Anwendungen sind auch in der Hydrotherapie Fehlreaktionen möglich. Diese zeigen sich über unterschiedliche Systeme. So können Fehlreaktionen in der Durchblutung vorkommen. Auch der Kreislauf kann sich unangenehm bemerkbar machen und sogar Stimmungsbetonte unerwünschte Reaktionen sind möglich.


Therapeutische Einsatzgebiete

Wasseranwendungen sind äusserst vielseitig einzusetzen. Ob als einzel- oder kombinierte Therapie ist immer eine individuelle Angelegenheit.


Für folgende Erkrankungen und Beschwerden lässt sich Wasser als Therapie einsetzen:

  • Erkältungskrankheiten, Katarrhe

  • Erkrankungen der Bronchien

  • Krampfadern

  • Thrombophlebitis (Entzündungen der Venenwand)

  • Chronisch venöse Insuffizienz

  • Hämorrhoiden

  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)

  • Angina pectoris (akute Koronarinsuffizienz)

  • Hypertonie (Bluthochdruck), Hypotonie (Blutniederdruck)

  • Arteriosklerose ("Arterienverkalkung")

  • Gastritis (Magenschleimhautentzündung)

  • Adipositas

  • Obstipation (Verstopfung)

  • Unspezifische Verdauungsbeschwerden

  • Fibromyalgie

  • Beschwerden im Lenden- Kreuzbeinbereich

  • Arthrose

  • Muskelverspannungen, -hartspann

  • Kopfschmerzen, Migräne

  • Schlafstörungen

  • Stress, nervöse Anspannung

Die Liste ist natürlich unvollständig, das Einsatzgebiet von Wasser ist beinahe unerschöpflich.


Vielseitige Möglichkeiten

Nicht nur die Behandlungsmöglichkeiten, sondern auch die Wirkungen sind sehr vielseitig, für fast alle Beschwerden lässt sich eine Behandlung mit Wasseranwendungen finden. Wichtig dabei ist immer die richtige Anwendung in Bezug zur Erkrankung und die Intensität des Reizes. Um Wasser therapeutisch einzusetzen lohnt es sich auch, vorab mit einem Arzt einen Grundcheck durchzuführen, damit eventuelle Fehlreaktionen besser vermieden werden können. Möglich wäre auch eine Hydrotherapie in einer stationären Anlage, wo Patienten von Ärzten begleitet werden. Liegen keine schwereren Herz- Kreislauferkrankungen vor, kann man auch gut zu Hause die Heilkraft von Wasser nutzen.

Die möglichen Anwendungen dabei sind praktisch unendlich. So gibt es diverse Güsse, Fussbäder, Armbäder, Dreiviertelbad oder ein Vollbad. Auch Wasser-, oder Schneetreten sind tolle Behandlungsformen und in Sachen Wickel sind kaum Grenzen zu setzen. Das Dämpfen bei einer Erkältung ist auch eine äusserst bekannte Form der Hydrotherapie.


Villeicht verhilft dieser Beitrag, das Wasser mit etwas anderen Augen zu betrachten. Denn es ist doch mehr als nur ein Medium um zu duschen, Geschirr abzuwaschen oder in Form von Getränken. Geniessen wir doch ab und zu eine Wechseldusche oder - bei Gelegenheit - ein Sprung ins kalte Nass.







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